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Die 24 Stunden von Kelheim

Fünf Nittenauer Rennradfahrer wollen`s wissen

Es ist dunkel, es hat stark abgekühlt - es ist 3 Uhr morgens in der Nacht von Samstag auf Sonntag. Die nächtliche Stille wird in regelmäßigen Abständen von vorbeihetzenden Rennradfahrern auf ihren High-Tech-Rennmaschinen unterbrochen. Das markante Raspeln der Carbonlaufräder hört sich schon fast vertraut an. Teambetreuer und gute Seele Albert Auburger sitzt zu dieser Zeit, dick in eine Decke gehüllt, vor dem Zelt des Teams Dischner von der Radportabteilung des TSV Nittenau. Er wartet darauf, wieder eine neue Rundenzeit auf seinem Zettel notieren zu können. Neben ihm kauern Manfred Pöllinger und Charly Fialik auf Relaxliegen und versuchen, irgendwie Erschöpfung und Schmerzen aus ihren inzwischen leicht lädierten Beinen zu bekommen. Monika Pöllinger ruht sich - ein klein wenig mehr abseits vom Renngeschehen - auf einem Feldbett von den nunmehr schon 13 Stunden andauernden Strapazen aus. Vor ein paar Minuten hat Christian Huber nach einem kurzen Powerschlaf seine LED-Stirnlampe angeschaltet und sich auf sein Fahrrad geschwungen. In Mitten der Nacht hat er sich auf einer der Kelheimer Ausfallstraßen daran gemacht, seine Muskulatur wieder halbwegs auf Betriebstemperatur zu bringen. Jetzt gilt es, sich bekleidet mit einer Warnweste in der Dunkelheit zur Wechselzone auf dem Kelheimer Marktplatz aufzumachen. Da ist es wieder so weit, Karin Lanzl rauscht mit einer Gruppe anderer Rennfahrer am Dischner-Teamzelt kurz vor der Wechselzone vorbei. Sie ruft lauthals „Albert“ in Richtung Zelt – das vereinbarte Signal, um auch in dunkler Nacht die Rückkehr der Rennfahrer von der Rennstrecke bemerkbar zu machen. Albert Auburger notiert die Rundenzeit. Noch eine kurze rasante Fahrt zwischen engen Absperrgittern hindurch, dann wird der Staffelstab ein weiteres Mal übergeben an Christian Huber. Dieser versucht nun, möglichst schnell die 16,5 km lange Runde von Kehlheim aus, zunächst hoch zur Befreiungshalle auf den Stausackerer Berg (Höhendifferzen: 230 Meter) und von da aus zurück nach Kehlheim zu strampeln. Von entscheidender Bedeutung ist dabei, dass die fünf Nittenauer Rennfahrer immer spätestens am Ende des Stausackerer Berges eine halbwegs passende Gruppe mit anderen Rennfahrern erwischen. Nur so lassen sich auf der anschließenden Abfahrt und dem ca. 6 km langen ebenen Teilstück der Runde möglichst hohe Geschwindigkeiten aufrecht erhalten, ohne dabei seine Muskulatur zu übersäuern und einen enormen Leistungseinbruch in Kauf nehmen zu müssen. Die Rennfahrer aus Nittenau müssen schließlich noch bis Sonntag 14.00 Uhr durchhalten – also für 24 Stunden, nachdem vier Kelheimer Böllerschützen am Samstag um 14:00 Uhr den Startschuss gegeben haben. Dafür muss jeder Rennfahrer am Berg oft über seine Grenzen hinausgehen. Die Einzelstarter fahren gewöhnlich viel zu langsam, da sie ja ganz alleine die 24 Stunden andauernden Strapazen überstehen müssen. Andere Teamfahrer dagegen sind oftmals leistungsmäßig überlegen, so dass die Nittenauer nur zwei Möglichkeiten haben: Entweder man schlägt sich nach dem Stausackerer Berg alleine im Wind bis zur Wechselzone durch. Oder man überwindet sich, nimmt schmerzende Muskeln und brennende Lungenflügel in Kauf, um den Kulminationspunkt des Berges gemeinsam mit anderen Fahrern zu erreichen und dann nicht abzureißen – koste es, was es wolle! Dadurch werden auf den Runden Durchschnittsgeschwindigkeiten von bis zu 38 km/h erreicht. Nach den Zeitprognosen von Albert Auburger wird es kurz vor dem Ende des 24-Stunden-Rennens knapp. Monika Pöllinger wird ihre neunte Runde um ca. 13 Uhr am Sonntag beenden. Auch alle anderen Fahrer des Nittenauer Teams werden zu diesem Zeitpunkt neun Runden absolviert haben. Nach kurzer Teambesprechung ist man sich einig, die beiden stärksten Fahrer des Teams, Manfred Pöllinger und Christian Huber, müssen nochmal ran und versuchen, bis zum Ende des Rennens um Punkt 14.00 Uhr zwei weitere Runden zu schaffen. Das sollte, wenn man die bisher erreichten Rundenzeiten von 25 bis 30 Minuten betrachtet, eigentlich kein Problem sein. Doch die Erschöpfung ist 23 Stunden nach dem Start des Rennens auch den beiden deutlich anzusehen. Aber es gelingt ihnen, auch in der letzten Runde ihre sehr konstante Leistung aufrecht zu erhalten. 24 Stunden, nachdem Manfred Pöllinger am Samstag um 14.00 Uhr auf der Startrunde das Rennen für die Nittenauer Mannschaft eröffnet hat, fährt Christian Huber um 13.56 Uhr und 40 Sekunden über die Ziellinie und komplettiert damit die 47. Runde für das Team Dischner. Die Rennfahrer waren damit hoch zufrieden, v. a. aber waren sie sehr glücklich, dass die Strapazen endlich ein Ende hatten. Eine wirklich respektable Leistung erbrachten die beiden Frauen im Team, Monika Pöllinger und Karin Lanzl. Sie fuhren zum Teil Runden mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 34 km pro Stunde. Doch nicht weniger Respekt gebührt Charly Fialik, der sich auch im Alter von 50 Jahren noch der Herausforderung eines 24-Stunden-Radrennens stellt. Die gute Leistung des gesamten Nittenauer Mixed-Teams lässt sich daran erkennen, dass die sie mit ihren 47 Runden in der Wertung der reinen Herren-Teams den Platz 60 von 122 erreicht hätten. Stolz können die Rennfahrer aber auch darauf sein, dass die 24-Stunden-Belastung – trotz so manchem Durchhänger und Tief – in einem harmonischen Team gemeinsam bewältigt wurde. Dies ermöglichte nicht zuletzt die professionelle Ausstattung der Mannschaft, zu der der Team-Sponsor, die Spedition Dischner aus Weiding, durch seine großzügige Unterstützung erheblich beigetragen hat. Nach dem Abbau des Teamzeltes saßen die fünf Nittenauer Rennfahrer und ihr Team-Betreuer noch ein wenig im Zielbereich des Marktplatzes beisammen, genossen die besondere Atmosphäre und erfreuten sich an der wunderbaren Rennrad-Erfahrung. Doch allmählich wurden die Augenlider schwer und man sehnte sich danach, im eigenen Bett die Beine auszustrecken.

gruppenfoto kopie

Bild1 (gruppenfoto.jpg): Das Team-Dischner: v.l. n. re. Monika Pöllinger, Manfred Pöllinger, Karin Lanzl, Christian Huber, Charly Fialik

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