Der TSV Nittenau blickt auf eine lange Geschichte zurück.
Anläßlich des 100-jährigen Gründungsfestes 2004 wurde die Chronik zum Teil neu verfasst und ergänzt.
Gründungsgeschichte
Am 15. Oktober 1904 fanden sich in der Gastwirtschaft Josef Obermeier, später Brauerei und Gasthof Balk, zwölf Nittenauer Bürger zusammen, um der damals ganz Deutschland erobernden Sportbewegung auch in ihrem Städtchen Eingang zu verschaffen und einen Turnverein zu gründen. Der TV (jetzt ASV) Cham hatte seinerzeit die Patenschaft übernommen und schon bald traten die Nittenauer Turner zum ersten Mal öffentlich auf. Mit Theaterspielen und Sammlungen wurden die notwendigen Geldmittel aufgebracht. Dadurch Entstand aus Ödland ein Turnplatz, und Otto Pantoulier fertigte aus einem Wasserleitungsrohr das erste Reck. Als größte Anerkennung für die geleistete Arbeit wurde 1907 das Bezirksturnfest an Nittenau vergeben. Es wurde am Jugenberg ausgerichtet. Otto Pantoulier errang unter 680 Turnern den 13. Platz. Im Jahr 1910 löste sich der parallel bestehende Nittenauer Turnerbund auf, und die Mehrzahl der Aktiven wechselte zum TSV. Es folgte eine Ära schöner und respektabler Erfolge, die den Lohn für die unermüdliche Arbeit darstellte und durch den ersten Weltkrieg nur eine vorübergehende Unterbrechung erfuhr.
Das Jahr 1920, ein Jahr nachdem der TSV wieder ins Leben gerufen wurde, stellte einen Markstein in der Vereinsgeschichte dar. Am 30 August fand im Gasthof Weber eine Turnerratssitzung statt, deren einziger Tagungsordnungspunkt die Gründung einer Fußballabteilung war. Diese wurde vom Turnerrat beschlossen und bereits am 2. September 1920 wurde auf einer außerordentlichen Generalversammlung im Gasthof „Zum Bären" mit der Fußballabteilung die erste Abteilung des TSV Nittenau ins Leben gerufen und Franz Schuhmann zum Spielwart gewählt. In dem Beschluss heißt es unter anderem: „Dieser wird zugleich dem Turnwart eingereiht. Grundsätzlich soll an den Tagen Mittwoch und Samstag, an denen regelmäßig Turnstunden stattfinden, Fußball nicht geübt werden". Auch die Turnerriegen unter der Führung verschiedener Turnwarte zeigten Leistungen, die den Turnverein Nittenau mit den erfolgreichsten Vereinen dieser Zeit konkurrieren ließen. Im Jahre 1923 schaffte sich der Verein eine eigene Fahne an, deren Kosten sich auf 4,4, Millionen Mark beliefen. Am 24. August 1923 ist der unvergessliche Tag der feierlichen Weihe der rot-weißen Fahne der Nittenauer Turner und Fußballer. Diese Weihe war übrigens bis zum letzten Augenblick in Frage gestellt, da sich die örtliche Geistlichkeit aus Angst, die Jugend würde vom Kirchgang abgehalten, dagegen gesträubt hatte. Erst der Bischof erteilte die endgültige Genehmigung zur Fahnenweihe. Im Jahr 1928 trat Xaver Michl die Nachfolge von Josef Rumpl als Vorstand an. Nach der Machtergreifung durch das NS-Regime im Jahr 1933 wurde der Verein in seiner Aktivität durch das Auftreten politischer Jugendgruppen empfindlich geschwächt, konnte sich in dieser Zeit aber trotzdem behaupten.
Nach den Kriegen
Nach dem 2. Weltkrieg wurde der Verein unter dem heutigen Namen „Turn- und Sportverein" im seinerzeitigen Gründungslokal Balk wieder ins Leben gerufen. Erster Vorsitzender wurde Franz Götzer, dessen Nachfolger Josef Michl und dann Karl Loritz wurden. Zur Sparte Fußball, deren erste Mannschaft seit 1945 in der Bezirksklasse I spielte, kam in der Nachkriegszeit unter der Leitung von Hans Wagner eine Boxstaffel hinzu. Im Jahr 1952 gelang es dem TSV, in freiwilliger Zusammenarbeit der Mitglieder, eine eigene Sportplatzanlage zu errichten, die damals von vielen Fachleuten als vorbildlich bezeichnet wurde. Laut Beschluss der Vorstandschaft bei der Sitzung des Vereinsausschusses am 6. Mai 1951 übernahm die Gemeinde Nittenau das Eigentumsrecht und stellte das vom TSV erworbene Grundstück als Sportplatz zur Verfügung. Dass der TSV für das von ihm für 3.000,-- DM gekaufte Grundstück nicht selbst als Eigentümer eingetragen wurde, liegt daran, dass der TSV damals kein eingetragener Verein war.
Aufschwung
Die Amtszeit von Baptist Schwabenbauer als erster Vorstand endete 1960. Er wurde von der Generalversammlung einstimmig zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Sein Nachfolger wurde Dr. Josef Herwig. Schon seit geraumer Zeit hatte man sich mit dem Gedanken eines Turnhallenbaus beschäftigt und Pläne für Bau und Finanzierung erstellt. Letztlich war das Projekt jedoch aufgrund der zu hohen Kosten zum Scheitern verurteilt. 1964 löste Richard Wagner als Vorstand Dr. Herwig ab. Unter dessen Führung erreichte der Verein wieder die frühere Geschlossenheit, und die Fußballer erkämpften nach einem Leistungstief den Wiederaufstieg in die B-Klasse. Aufsehen erregte auch die Jugendmannschaft, die 1967 unter Josef Meier die Bayerwald-Meisterschaft errang. Meier übernahm dann die Verantwortung für die gesamte Fußballabteilung und legte den Grundstein für den sportlichen Wiederaufstieg des Vereins. In der Generalversammlung vom 21. Dezember 1968 stellte Richard Wagner sein Amt als Vorstand zur Verfügung. Die Vereinsführung übernahm Max Zistler. Sein besonderer Verdienst war es, dass eine neue TSV-Satzung ausgearbeitet wurde, die dann auf der Generalversammlung 1971 beschlossen wurde. Außerdem wurde der Entschluss gefasst, den TSV Nittenau in das Vereinsregister eintragen zu lassen.
In die Amtszeit Max Zistlers fällt auch das 50-jährige Jubiläum unserer Fußballabteilung, das im Rahmen einer Sportwoche im Juli 1970 gefeiert wurde. Von 1971-73 übernahm dann wieder Dr. Herwig den Verein. Als hervorstechendes Ereignis seiner Amtszeit ist der Aufstieg der ersten Fußballmannschaft in die A-Klasse unter Trainer Putzer und Spartenleiter J. Meier zu nennen. Hervorzuheben bleibt auch, dass es endlich gelungen war, den Fußballmannschaften ausreichend Umkleidemöglichkeiten zur Verfügung zu stellen. Da dieses leidige Thema schon jahrelang die Vorstandschaft beschäftigt hatte, fasste man ursprünglich den Plan, vereinseigene Umkleidekabinen am Sportplatz am Jahnweg zu errichten. Dieses Vorhaben wurde dann fallengelassen, als die Volksschulturnhalle errichtet wurde. Inzwischen lag auch die Zusicherung der Stadt vor, dem TSV das Benutzungsrecht für die Turnhalle an der Fischbacher Straße zu überlassen. Als Gegenleistung lieferte der TSV Nittenau die Bausteine für die Turnhalle.
Errichtung und Ausbau des Sportzentrums
Im Jahr 1973 wurde dann Herbert Franz Vereinsvorsitzender. Zwei Schwerpunkte wurden unter seiner Führung gesetzt. Es war zuerst eine groß angelegte Mitgliederwerbung mit dem Ziel, den von der Vorstandschaft übernommenen Mitgliederbestand zu verdoppeln. Beim 70-jährigen Vereinsjubiläum betrug der Mitgliederstand bereits 500. Zweiter Schwerpunkt war die Anregung und Initiative, in enger Zusammenarbeit mit der Stadt ein Sportzentrum zu errichten. Dieses Gelände an der Fischbacher Straße konnte 1977 eingeweiht werden. Damit konnte für die Mitglieder des TSV eine ausgezeichnete Möglichkeit, ihren Sport auszuüben, geschaffen werden. Im Mai 1980 begann die Ära mit Josef Meier an der Spitze des TSV Nittenau. Die Erweiterung des Sportgeländes um einen Trainingsplatz für die Fußball- und Faustballspieler, sowie die Sommerstockbahnen, konnte er in seiner Amtszeit verwirklichen. 1981 kam es unter der Federführung von Josef Meier zur Wiedergründung der Tischtennisabteilung, die sich diesmal durch eine solide Jugendarbeit zu einer aufstrebenden Abteilung entwickelte. Auch kamen mit den Stockschützen 1983 und den Schachspielern 1985 zwei weitere Abteilungen hinzu. Der TSV war inzwischen Heimat von zwölf Sparten. Obwohl die achtziger Jahre allen Abteilungen viele Erfolge bescherten, musste die Fußballabteilung nach dem verpassten Aufstieg in die Bezirksliga durch die Abgänge einiger Leistungsträger den Abstieg bis in die C-Klasse hinnehmen. Diese Klasse konnte man dann erst wieder 1993 in Richtung B-Klasse als Meister verlassen.
Ein Vereinsheim für den TSV
Im Jahr 1990 nahmen Gerhard Stangl und Siegfried Wächter die Geschicke des TSV Nittenau in die Hand. Schon bald gesellte sich mit den Radsportlern die vierzehnte Sparte zum TSV Nittenau. 1992 wurde, wie schon so oft, der Beschluss gefasst, den Bau eines Vereinsheims ins Auge zu fassen. Da sämtliche Vorstöße in dieser Richtung in der Geschichte des TSV Nittenau fehlschlugen, gab es anfangs einige, die nicht daran glauben wollten. Doch die Sanitäranlagen an der Fischbacher Straße und die Tatsache, dass eine Mehrzweckhalle in Nittenau bis zum Ausklang des letzten Jahrtausends nicht zu verwirklichen war, zwangen die Verantwortlichen, allen voran Gerhard Stangl und Siegfried Wächter, zum Handeln. Trotz einiger Schwierigkeiten konnte im Jahr 1993 der Bau begonnen werden. Zielstrebig nahmen die Baumaßnahmen ihren Fortschritt, so dass mit dem 90-jährigen Vereinsjubiläum im Jahr 1994 die Einweihung einen würdigen Rahmen erfuhr. Inzwischen war der TSV der größte Verein im Stadtgebiet geworden. Sowohl in Bezug auf die Mitgliederzahl als auch auf die Abteilungen bezogen konnte dem TSV niemand das Wasser reichen. 13 Abteilungen hatte der TSV im Jubiläumsjahr 2004 und bald sollten mit Kegeln, Gesundheitssport und Tanzsport weitere Sportarten ins Angebot des TSV aufgenommen werden. Insbesondere die Tanzsportler begeisterten nicht nur das Nittenauer, sondern auch Publikum mit ihren perfekt einstudierten Boogie Woogie Darbietungen. Sei es beim Sportlerball oder bei überregionalen Wettkämpfen, sie vertraten die TSV-Farben stets eindrucksvoll. Der 17. November 1999 war einer der traurigsten Tage in der Geschichte des TSV Nittenau. Erster TSV-Vorstand Gerhard Stangl verstarb plötzlich und hinterließ eine große Lücke im Verein. Er war maßgeblich an der Entwicklung des TSV Nittenau und am Bau des Vereinsheims beteiligt, sei es in seiner Funktion als Vorstand oder aber auch in jeder anderer Funktion, die er mit Leib und Seele innehatte. Wahrscheinlich war er selbst auch der größte Fan „seines" TSV, den er neun Jahre lang führte und entscheidend prägte. Am 26. August 2000 wurde im Rahmen einer Gedenkfeier durch den damaligen zweiten Vorstand Günther Zeitler ein Gedenkstein für den im Alter von 52 Jahren verstorbenen Gerhard Stangl enthüllt. Das Sportgelände an der Fischbacher Straße heißt seitdem „Gerhard-Stangl-Sportgelände". Nach Stangls Tod übernahm Rudolf Evert die Vereinsführung und leitete die Geschicke des TSV erfolgreich. Unter seiner Regie wurden die von Stangl eingeleiteten Aktivitäten weitergeführt soweit dies möglich war. Die von ihm formierte Führungsmannschaft versuchte die hinterlassene Lücke zu schließen und den Verein weitestgehend zu stabilisieren, was auch eindrucksvoll gelang.
Die jüngste Vergangenheit
Im Jahr 2002 wechselte die Führung und Roger Anders übernahm das Amt des ersten Vorstands. Er setzte die von Evert eingeleitete Umorganisation in der Führungsmannschaft weiter fort und zeigte wie sein Vorgänger „neue Führungsqualitäten". Anders, der bis dahin der Fußballabteilung vorstand, setzte seine ersten Schwerpunkte im Breitensport. Sein Fokus lag und liegt auf dem Gesundheitsaspekt, was in Zeiten von Krankenkassenreformen und Beitragserhöhungen im Versicherungsbereich den Mitgliedern durchaus zu Gute kommt. Prävention, Rehabilitation und Gesundheitsförderung durch Aktivität sind die Schlagworte. Den größten Erfolg in diesem Zusammenhang erreichte der TSV durch die Auszeichnung im Rahmen des Bayernweiten Wettbewerbs „Der Gesundheitsclub im Sportverein", bei dem der TSV unter einer Vielzahl von Großvereinen einen hervorragenden Top Ten Platz belegte. Die größte Herausforderung für Anders und seine Führungsmannschaft war die Organisation des 100-jährigen Gründungsfestes. Mit der Formierung eines kompetenten Teams und fachgebundener Arbeitskreise versuchte die Vereinsführung das bisher größte Highlight in der Geschichte des TSV vorzubereiten und seinen Mitgliedern sowie der Nittenauer Bevölkerung einen Leckerbissen an sportlichen Aktivitäten und gesellschaftlichem Angebot zu bieten.