Spitzenplatzierung beim Ötztaler
Nittenauer Radportler fährt unter die Top 20
Tobias Kreuzer hat bei der inoffiziellen „Radmarathon-Weltmeisterschaft“ den 16. Platz belegt. Trotz erschwerter Voraussetzungen konnte Kreuzer mit seiner guten Form glänzen. Mit Thomas Miklos erfüllte sich ein zweiter Nittenauer den Traum vom Ötztaler Radmarathon.
Am Sonntag, den 1. September 2024 startete der Ötztaler Radmarathon um 6:30 Uhr in Sölden (Österreich); das Rennen wird auch als inoffizielle Radmarathon-Weltmeisterschaft bezeichnet und lockt jedes Jahr 4500 Rennradfahrer nach Tirol. Bei der Verlosung der Startplätze unter 22000 Bewerbern bekam Tobias erstmal keinen Zuschlag; im Gegensatz dazu hat T. Miklos einen Startplatz mit einer Gruppe Arbeitskollegen. Mit Verhandlungsgeschick und etwas Glück konnte sich Kreuzer doch noch einen der begehrten Startplätze unter den 250 Spitzenfahrern der insgesamt 4500 Teilnehmer ergattern. So ging es mit vielen bekannten Namen und einigen Profis auf die 230 Kilometer mit 5300 Höhenmetern.
Aufgrund seines sehr engen Budgets reiste Kreuzer erst am Freitag an und kannte die Strecke nur vom Hörensagen bzw. aus Videos – im Gegensatz zu manchen Profis, die sich seit einem Jahr auf dieses Event vorbereitet hatten. Bereits auf dem ersten Teilstück konnte er jedoch erleben, wie ambitioniert und aggressiv vor allem die Abfahrten angegangen werden. Er ließ sich davon jedoch kaum beeindrucken und hielt sich weiterhin an den Spitzenfahrern, so dass er mit einer größeren Gruppe in die erste steile Auffahrt Richtung Kühtai fuhr. Hier machten die Fahrer der ersten Gruppe ein erstes Mal ernst und traten mit hohen Wattwerten über die teils 17 Prozent steile Passstraße. Folglich reduzierte sich das Feld der ersten Gruppe auf ca. 50 Fahrer. In der rasanten Abfahrt Richtung Innsbruck, auf der über 100 Km/h gefahren wurde, wurde Tobias die mangelnde Streckenkenntnis zum Nachteil. Um das Sturzrisiko zu minimieren, musste er eine kleine Lücke in Kauf nehmen. Diese konnte er jedoch mit der zweiten Verfolgergruppe bis zur alten Brennerstraße wieder schließen. In der Auffahrt zum Brennerpass verhielt er sich clever und sparte Kräfte im Windschatten der Gruppe. Dies brachte ihm jedoch den ein oder anderen bösen Blick der arrivierten Fahrer. Nach der relativ gemütlichen Abfahrt nach Sterzing stand schon der nächste Anstieg auf dem Programm – der Jaufenpass. Auch hier konnte er seine gute Form zeigen. Ein Fahrer versuchte sein Glück in der Flucht, dahinter bildete sich eine 15 Mann starke Gruppe, die mit 1 Minute Rückstand an der Passhöhe ankam. Neben Tobias waren darin der 3-fache Mountainbike Weltmeister Alban Lakata und der ehemalige niederländische Profi Johnny Hoggerland, der bereits das Bergtrikot bei der Tour de France trug. Mit ihrer Streckenkenntnis und viel Mut stürzten sich die Fahrer die südliche Abfahrt des Jaufenpass die vielen Kehren hinunter. Jetzt wurde T. Kreuzer seine mangelnde Streckenkenntnis endgültig zum Verhängnis. Er verlor in der Abfahrt den Anschluss an die Verfolgergruppe und musste deshalb den 29 Kilometer langen Anstieg zum Timmelsjoch allein in Angriff nehmen. Während der Auffahrt konnte er noch zu einem Mitstreiter aufschließen, dies brachte jedoch nicht die Unterstützung, die man in einer Gruppe hat. Trotz der Unwägbarkeiten kämpfte er sich weiter Richtung Sölden und kam mit einer Spitzenzeit von 7 Stunden 12 Minuten ins Ziel. Mit einem Rückstand von knapp 23 Minuten auf den Sieger kam er als 16. ins Ziel. In seiner Altersklasse konnte er mit dem 8. Rang sein Ziel von einem Top 10 Platz sogar noch erreichen.
Im Nachhinein betrachtet wäre bei professionellen Bedingungen sogar noch mehr zu erreichen gewesen. Es ist davon auszugehen, dass sich die Topfahrer mehrere Tage in der Höhe akklimatisiert haben, zudem hatten sie einen deutlichen Materialvorteil. Der angehende Student Tobias, der selbst für sein Rennmaterial aufkommen muss, fährt ein Rennrad, das nur etwas unter acht Kilogramm wiegt. Die Konkurrenz stand mit Rädern am Start, die sich mit 6,8 Kilogramm am unteren Gewichtslimit des Weltverbandes befinden. Bei den 5300 Höhenmetern sind diese 15-20 Prozent Gewichtvorteil ein deutlicher Leistungsvorsprung. Für den Fall, dass er für 2025 einen Unterstützer findet, der sich an den Kosten für Ausrüstung, Startgeld und Übernachtungskosten beteiligt, würde Tobias mit der gesammelten Erfahrung gerne sein Potential erneut beweisen.
Als ambitionierter Freizeitsportler stellte sich auch T. Miklos der Herausforderung. Im Gegensatz zu T. Kreuzer galt es für ihn als Starter in der Klasse Master 2 (51 – 60 Jahre) die vielen Pässe unter dem Zeitlimit zu meistern und das Ziel in Sölden zu erreichen. Als er mit fast einer Stunde vor dem Zeitlimit über den Scharfrichter, das Timmelsjoch, fuhr, stand auch für ihn fest, dass er das Ziel in Sölden erreichen würde und sich den großen Traum vom Öztaler-Finish erfüllen würde. Somit gilt auch für den zweiten Mann der Radsportabteilung: „Ziel erreicht!“